Projekt Kommunikations-Modellgemeinden

Eigentlich hätte das Projekt ein Beitrag zur Landesausstellung sein sollen, doch wurde durch langatmige Diskussionen der Termin verpasst. Schliesslich wollte man das Projekt aber doch nicht fallen lassen.

Herr Generaldirektor Rudolf Trachsel wünsche, dass Viktor Colombo, Adjunkt des Direktors der Hauptabteilung Forschung und Entwicklung, die Projektleitung für ein Projekt mit Modellgemeinden für die Kommunikation übernehme. Die Presseorientierung, werde durch den Pressechef Robert Neun organisiert und finde bereits in zwei Wochen statt.

Mehr als dass einige Gemeinden in der Schweiz als „Modellgemeinden für die Kommunikation“ ausgewählt werden sollen und man erwarte dass die Industrie mitarbeite, dass für das Projekt keine finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt würden und eine Information für die Gemeinden bereits anschliessend in einigen Wochen vorgesehen sei, war nicht zu erfahren. Alles Weitere sei eben Aufgabe des Projektleiters. Immerhin habe man mit der Firma Prognos, Basel, vereinbart, dass zwei Mitarbeiter, die Herren Felix Neiger und Matthias Vergeat (Matthias Müller) mithelfen sollen, die Grundlagen zu erarbeiten. Im Übrigen werde für das Projektteam nur eine temporäre Mitarbeit einiger Mitarbeiter der PTT bewilligt. Man erwäge zudem als Unterstützung der Projektidee gegenüber der Öffentlichkeit den Beizug der ETH für eine wissenschaftliche Begleituntersuchung.

Gründung einer politisch und industriell Trägerschaft zur Abstützung der Idee und zur Unterstützung der Gemeinden in Politik und Industrie

Um das Projekt zur Akzeptanz in der Politik vorsichtshalber noch besser abzustützen wurde Herrn NR Ernst Mühlemann ersucht das Präsidium einer Trägerschaft mit Vertretern der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft (später Verein genannt) zu übernehmen

Das Projekt unterstehe Herrn Generaldirektor Rudolf Trachsel direkt, eröffnete Herr Dr. Kurt Vögtli Chef Forschung und Entwicklung der PTT. Trotz allen Imponderabilien und keinen weiteren Informationen war die Übernahme der Projektleitung schlechthin als Auftrag zu verstehen. Eine Ablehnung also praktisch unmöglich. Die nachträgliche, sehr spärlichen Informationen die der Direktionsadjunkt, Herr Maurice Apothéloz, beauftragt war dem ernannten Projektleiter Viktor Colombo weiter zu geben, hatten auf einem Karteiblatt A5 genügend Platz!

Für eine Information der Gemeinden wurden bereits der 29. April und der Tag darauf, den 30. April 1987, die Gründung der Trägerschaft festgelegt. Zur neutralen Vereinsgründung hat der Projektleiter Herrn Franz Zölch gebeten das Präsidium zu übernehmen.

Eine weitere Mitarbeit der Firma Prognos für den offerierten Aufwand von rund 2 Mio. wurde abgelehnt. Für eine wissenschaftliche Begleituntersuchung unter der Leitung von Prof. Martin Rotach, wurden jedoch 3 Mio. gesprochen. Trotz der guten Leistungen der Projektteam-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, wobei einige allerdings Mühe hatten den Zeitdruck zu akzeptieren doch im allgemeinen gute Arbeit leisteten, wäre eine weitere qualifizierte Verstärkung in der Mitarbeit willkommen gewesen.

Dank der Intervention von Herrn NR Ernst Mühlemann beim Bundesrat konnte der Projektleiter Viktor Colombo schliesslich über einen Projektkredit von 144 Mio. verfügen. „Es ist besser beneidet als bemitleidet zu werden“ doch ist Neid keine Hilfe. Die Projektunterstützung seitens des Kaders der Generaldirektion war oft minimal und die Bereitschaft zur Mithilfe seitens gewisser Dienststellen manchmal nahezu konkurrenzfeindlich, so dass ein grosser Arbeitsaufwand für Stellungnahmen und Rechtfertigungen zum Projektverlauf, aber auch zum Schutze vor unberechtigten Vorwürfen gegen Projektteam-Mitarbeiter, verloren ging.

Die wissenschaftliche Begleituntersuchung erschöpfte sich in bereits bekannten Aussagen grüner und sozialer Färbung, die aber erst nach Ende des Projekts zusammengefasst wurden und somit während der Projektabwicklung für die Projektführung keine Hilfe brachten. Leider war auch eine erhoffte Unterstützung zur Lockerung der Monopolvorgaben für neuartige Kommunikationsprojekte entschwunden. Korrekterweise darf sicher auch festgehalten werden, dass die vorgegebene Projektdauer für Entwicklungen zu kurz war.

Die finanziellen Möglichkeiten im Rahmen von 144 Mio., zu denen NR Mühlemann beim Bundesrat verhalf, ermöglichten schliesslich mit der Kostenteilungs-Klausel 1/3 bis 1/2 Kostendeckung durch die PTT-Betriebe, der Rest zu Lasten der Antragsteller für Kommunikationsmittel oder Dienste, zu einem erfolgreichen Projektabschluss. Der finanzielle Gesamtaufwand, Beiträge PTT und Aufwendungen in den Gemeinden zusammengerechnet, belief sich zusammengefasst auf rund 180 Mio. Dieses Projekt für Dienstleistungen zu Gunsten der Kunden war neu und einmalig, auch in Höhe der Kosten. Erwähnenswert: Der Projektkredit der PTT von 144 Mio. musste vom Projektleiter mit einem Aufwand von 86 Mio. nicht ausgeschöpft werden.

Es darf festgehalten werden, dass nicht die Kommunikationstechnik der bearbeiteten Projekte allein, sondern auch die durch das Projekt ausgelöste neue Zusammenarbeit in den Gemeinden zwischen Behörden, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, und dies sogar über die Gemeinden hinaus, den massgeblichen Projekterfolg darstellt. Allen Beteiligten nochmals besten Dank für das Verständnis für die nicht immer leichten Entscheidungsfindungen sowie für die gute Zusammenarbeit bei Problemen zur Projektrealisierung.

Allen war bewusst, dass der Projektleiter und seine Mitarbeiter bei der Beurteilung der Aufwendungen für die lokale Projektleitung nicht kleinlich waren, dafür aber die Einhaltung der Vereinbarungen forderten um das Projekt erfolgreich abschliessen zu können. Darüber waren die Medien nicht sonderlich erbaut, denn sie warteten auf einen Lapsus im Projekt um eine prägnante Schlagzeile setzen zu können. (wurde seitens eines Zürcher Journalisten im Klartext so festgehalten)

Mit grosser Genugtuung darf man feststellen, dass dieses Projekt schliesslich trotz den Unkenrufen und den verschiedenen, die Arbeit erschwerenden Umstände, mit breitem Erfolg und Zufriedenheit der Beteiligten abgeschlossen werden konnte. Die eigentliche, nachhaltige Genugtuung war die unerwartete Feststellung, dass die Zusammenarbeit aller interessierten Kreise im Projekt KMG in der Folge Keimpunkt für verbesserte Zusammenarbeit mit Kunden sowie stimulierend für neue kommunikationstechnische Weiter-Entwicklungen war.

Zur Projektübersicht

In der vorliegenden Broschüre zum Projekt Kommunikations-Modellgemeinden werden die Zielsetzungen, die Organisation und die Beteiligten im Gesamtprojekt in Erinnerung gerufen. Zu den Einzelprojekten wurden Kurzporträts verfasst.

Die illustrierten Kurzporträts sollen Interessenten sowohl einen Überblick zum Projektabschluss als aber auch Hinweise zu Kommunikationslösungen in spezifischen Branchen vermitteln.

Projektorganisation

Kritik zum KMG-Projekt

Bereits kurze Zeit nach Projektstart übte ein Journalist der Fachzeitschrift „Computerworld“ Kritik am Projekt „Kommunikations-Modell-Gemeinden“. Wie er später gestand, vermochte er nicht zu glauben, dass das Projekt KMG durch die PTT erfolgreich abgeschlossen werden könnte. Als das Projekt einen guten Verlauf zeigte, half er seinerseits mit nutzbringenden Informationen aus Politik und Wirtschaft.

Reaktionen zum Projekt KMG

Zum Projekt KMG wollten sich verschiedene Aussenstehende prostituieren, aus welchen Gründen auch immer. Zum Beispiel ein „Informatik Circle“ ,der sich selbst zuschrieb, erfrischende Impulse in der Informatik-Branche zu geben aber keinen Projekt-Beitrag geleistet hat, verlieh dem Projektleiter Viktor Colombo, (infolge seiner Abwesenheit einem Mitarbeiter des Projektmanagements) am 9.April 1991 tatsächlich einen Oscar-Negativpreis in Form einer eingegossenen Escape-Taste.

Die Mitglieder dieses „Informatik Circle“ haben den sich abzeichnenden Kommunikationsboom, wie wir ihn heute mit Internet, Satellitenkommunikation und Handy als selbstverständlich kennen, mutmasslich nicht erkannt. Auch die positiven Auswirkungen der gemeindeinternen politisch- und industriell- übergreifenden Zusammenarbeit der Beteiligten bei Projektrealisierungen sowie der Nutzen für die Zukunft, wurde schlicht unterschätzt. Verschiedene Projekte standen, manchenorts verkannt und nur noch durch das Monopol verhindert, am Anfang der heutigen Kommunikationsvielfalt.

Informatik-Circle: Georg Hess, Sepp Moser, Franz Schnyder, Walter Stampa, Bernhard Trösch, Michael von Babo. Felix Weber. Robert Weiss

Die Mitarbeiter des KMG-Projektes

Die Mitarbeiter des Projektes „Kommunikations-Modellgemeinden der Schweiz, (KMG)“
(siehe Foto / klicken für grosse Fassung)

1 Treier Hannes (externe Projektunterstützung)
2 Clément Philippe (KMG Brig, Sierre)
3 Hess Beat (Controlling)
4 Kräuchi Hans-Jörg (KMG Frauenfeld)
5 Spycher Pierre-Alain (KMG)
6 Margrit
7 Peter Neukomm (externe Projektunterstützung SIEMENS)
8 Filisetti Santo (Locarno)
9 Beer Nadin (Sekretariat)
10 Lehmann Walter (Controlling)
11 Kümin Eugen (Frauenfeld)
12 Muster Hans (IT)
13 Hinz Dominique (Controlling)
14 Fäh Heinz (KMG Nyon)
15 Geissbühler Willy (Projektmanagement)
16 Jakob Franziska (Sekretariat)
17 Max Bonderer (Disentis, St. Moritz, Maur)
18 Bohnenblust Willy (Kommunikation)
19 Matti Annemarie (Kommunikation)
20 Meier Brigitte (Sekretariat Max Bonderer)
21 Haude Jürg (KMG)
22 Reiler Elisabeth (Prognos)

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